Ortsgeschichte
Unsere 3 Ortsteile gehören heute als "Stadtteil Haid" mit ca. 770 Einwohnern politisch zur Stadt Bad Saulgau in Oberschwaben. Bis zur Eingemeindungsreform im Jahr 1975 war Haid eine selbstständige Gemeinde mit ca. 950 Einwohnern. Die Bürger von Haid - Bogenweiler - Sießen fühlen sich aber noch immer zuerst dieser bisherigen Gemeinde zugehörig wenn von "Dr' Gmoid" (Die Gemeinde) gesprochen wird. Allerdings wurden in den über 30 Jahren nach der Gemeindereform auch die neuen Strukturen angenommen und es fühlt sich auch jeder als Bürger der Stadt Bad Saulgau. Dies zeigen auch die selbstverständlichen Teilnahmen an den Umzügen der Fasnet im Winter und am Bächtlefestumzug.
Die Gemarkungsfläche umfasst 600 ha inklusive 33 ha Wald und liegt 621 m ü.d.M.



Haid:
Im Jahre 1275 ist die Pfarrei Jesumskrich (heute: Haid) im liber decimationis erstmals genannt. 1677 erwarb die Land-Komturei Altshausen des Deutschen Ritterordens von Saulgau auf Haid zwei Höfe. Einen weiteren Hof besaß das Kloster Sießen. Der ganze Ort gehörte zur Grafschaft Friedberg.
Heute ist der Namensgeber des Stadtteils kleinster Ortsteil mit ca. 140 Einwohnern. Landwirtschaftlich geprägt, mit handwerklichen Betrieben.
Die St.-Verena-Kapelle - ein wahres Kleinod - ragt weit sichtbar in die Landschaft und wird nachts angestrahlt.
Im ehemaligen Gasthof "Engel" wird es ab 2018 eine Mozzarella-Schaukäserei geben, die zum Verweilen einlädt.
Bogenweiler:
Es taucht erstmals 1303 im Habsburger Urbar als Bogewil auf, nachdem es wenige Jahre zuvor (1282) als Teil der Grafschaft Friedberg an Habsburg verkauft worden war. Es gehörte innerhalb der Grafschaft zum Amt Bolstern. Bogenweiler liegt im Südsüdwesten von Bad Saulgau und ist heute nahezu mit der Kernstadt zusammengewachsen.
Bogenweiler ist größter Ortsteil mit ca. 360 Einwohnern. Auch hier spielt die Landwirtschaft noch eine bedeutende Rolle. Am Ort befinden sich zwei technische Betriebe mit insgesamt 85 Arbeitsplätzen sowie eine Tierarztpraxis und zwei Kosmetikstudios.
Das Rathaus und das gegenüberliegende Dorfgemeinschaftshaus, das in 2003 eröffnet wurde, bilden den Ortsmittelpunkt und sind Kommunikationszentren. Es sind wenige Tage an denen im Dorfgemeinschaftshaus (DGH) kein Betrieb ist. Die Termine der jeweiligen Gruppen ersehen Sie aus dem Terminkalender.
Eine Neubausiedlung in Richtung Stadt Bad Saulgau rundet den Ortsteil ab.
Ein Gehölzlehrpfad entlang des Alleeweges lockt viele Spaziergänger an.
Die kleine, mit viel Liebe sanierte St.-Josef-Kapelle, wird gerne von Spaziergängern und Wanderern zur Rast und inneren Einkehr angenommen.



Hofanwesen Münch
Hofanwesen Köberle beim Abbruch 1994

Sießen mit Klosteranlage der Franziskanerinnen:
Ritter Steinmar von Sießen-Strahlegg schenkte 1251 dem Konvent der Schwestern von "Sulegen" sein Stadthaus in Saulgau in der Bogengasse 15. Acht Jahre später schenkte der den Schwestern von "Sulgay" auch seinen Hof in "Süessen", das Patronatsrecht der dortigen Kirche, den inzwischen abgegangen Hof Celle und die Mühle Riedmyli. 1632/1634 wurde das Kloster von den Schweden ausgeplündert und angezündet. 1716/1722 wurde von dem Vorarlberger Baumeister Franz Beer I. das Kloster neu gebaut. Von 1726 bis 1729 wurde die Barockkirche von den Brüdern Dominikus und Baptist Zimmermann aus Landsberg errichtet und ausgestaltet. Die Brüder Zimmermann bauten auch die Barockkirche in Steinhausen bei Bad Schussenried aus Steinen des ehemaligen Steinbruchs beim Zeller Weiher. Auch die weltbekannte Wieskirche beim bayrischen Dorf Steingaden wurde von den Brüdern Zimmermann gestaltet. Man sagt, dass die Kirche in Sießen das Lehrstück, die Kirche in Steinhausen das Gesellenstück und die Wieskirche das Meisterstück von Dominikus Zimmermann sei. Die Kirche wurde bei der Säkularisation der Kirchengemeinde St. Markus Sießen übergeben. Zur heutigen Kirchengemeinde gehört neben dem Dorf Sießen auch das Kloster Sießen. Dies ist in der Diözese Rottenburg - Stuttgart eine einmalige Konstellation. Bis zur Säkularisation durch Napoleon lebten in Sießen Dominikanerinnen. Danach erhielt der Fürst von Thurn & Taxis das Kloster nebst grossen Waldgebieten in der Gegend. Die Dominikanerinnen erhielten aber ein Bleiberecht in Sießen. Kurz bevor die letzten Dominikanerinnen starben kauften Franziskanerinnen aus Oggelsbeuren 1860 die Klostergebäude und gründeten darin eine Klosterschule nebst Internat. Im 1. Weltkrieg war ein Teil des Klosters Erholungsheim für Verwundete. Im 2. Weltkrieg wurde das Kloster vom Staat beschlagnahmt u. ein Umsiedlerlager darin eingerichtet. Während dieser Zeit starben 164 Personen. Ein Gedenkstein erinnert auf dem Friedhof bei St. Wendelin an sie. Nach dem Krieg führten die Schwestern die schulische Tätigkeit bis zum Jahre 1989 weiter. Seitdem wird verstärkt Jugendarbeit betrieben.

Schwester Maria Innocentia Hummel lebte hier im Kloster und wirkte als Schöpferin der inzwischen weltweit bekannten Bildern und Figuren. Das Hummelmuseum lädt zur Besichtigung der Originalgemälde ein und ein Besuch im 2004 eröffneten Franziskusgarten belebt Geist und Sinne.

Sießen hat insgesamt ca. 265 Einwohner. Das Dorf war früher von großen landwirtschaftlichen Gebäuden geprägt. Es waren 4 Höfe von denen das Haus Köberle mit 72 m Länge eine beachtliche Grösse aufwies. 2 dieser Höfe sind wegen Aufgabe der Landwirtschaft und zu grossem Verfall abgerissen worden. An dessen Stelle errichtete das Kloster einen Handwerkerbau. Es ist gleichzeitig das architektonische Bindeglied zwischen Kloster und Dorf. Das Dorf ist heute geprägt von einer Neubausiedlung das Lebensraum für Kinder wie auch Senioren in ruhiger ländlicher Lage bietet.
Des Weiteren befinden sich im Ortsteil Sießen einige Arztpraxen sowie eine Gemüse- und Staudengärtnerei und ein florierendes Landschaftsbauunternehmen mit etwa zehn Arbeitsplätzen.

Brauchtum:
Auf der Webseite http://www.folklore-europaea.org, die von Prof. Dr. Werner Mezger konzipiert wurde, sind europäische Feste und Folklore dokumentiert.
Darunter finden sich auch Berichte über zwei alte Bräuche in unseren Ortsteilen:
Haid/Saulgau: Eierlesen und Eierritt (Anton Birlinger, Freiburg, 1862)
Haid/Saulgau: Hahnentanz (Anton Birlinger, Freiburg, 1862)